Aschemännl hat geschrieben:
Radiowaves hat geschrieben:
Strandbekanntschaft (60)
Was willste denn mit der?
Die ist doch gar nicht deine Altersklasse!
Der jüngste "aktive" Kontakt am Strand ist ein Junge von 7 Jahren, der älteste Kontakt dürfte über 80 sein. Wir kennen uns, wir unterhalten uns, wir spielen manchmal Federball oder Schach (ich nicht, ich habs nie gelernt, ich finde Denken so anstrengend), wir helfen uns manchmal auch. Dann hilft der eine dem anderen bei der Stereoanlage, einer schaut sich die technischen Probleme des Fahrrads des anderen an. Eine unserer Damen (über 70) hat einen Strandkollegen vor paar Monaten telefonisch zum Arzt gescheucht, weil er über so seltsame Probleme klagte - Schlaganfall, ist zum Glück wieder auf den Beinen inzwischen. Einer der Rentner hat jeden Tag eine Kühlbox voller "Barmherzigkeiten" mit - Eis und Schokoriegel für die Kinder anderer Gäste, Leckerli für die 3 großen Hunde, die abends von ihrer Halterin den Waldweg dort entlang ausgeführt werden, auch Fahrrad-Flickzeug und Ersatzschläuche hat er angeblich mit - dabei kommt er gar nicht per Fahrrad. Unglaublich, der Mann. Tagsüber spielt er mit den Kindern Schach oder Karten oder im Wasser mit nem Ball.
Die 60-jährige Bekannte hat ein derbes gesundheitliches Schicksal, sie erkrankte während ihrer Studentenzeit und könnte das Studium nicht zuendeführen, sie ist letztlich invalidisiert. Sie und ihr Partner sind beide wirklich "weit unten", was den gesellschaftlichen und vor allem den monetären Status betrifft - aber sie haben beide ein großes Herz und keinen Hass, sind auf niemanden neidisch, teilen das bissl, was sie haben, gerne und stehen immer wieder auf, wenn sie fallen. Die sind einfach großartig. Nur mit Haushaltsführung haben sie es nicht so - ist mir wurscht, ich muss ja nicht bei ihnen wohnen.
Was das "von einer Frau was wollen" betrifft: ich liebe eine Frau, seit 2009, seitdem ich sie in Jena kennengelernt habe. Sie hat sich für einen anderen Mann entschieden, sie hat mit ihm noch 2 Kinder bekommen - für mich heißt das dann halt, nix Familie in diesem Leben. Ist schade, aber es war die einzige Frau, mit der ich das Wagnis eingegangen wäre. Wenn, dann möchte ich eine liebevolle Partnerschaft. Ich möchte eine Partnerin lieben dürfen, ohne dass Hass und Gewalt zurückkommt. Und es muss im Alltag halbwegs "passen", wir müssen zusammen Leben gestalten können. Mit ihr wäre das recht wahrscheinlich gegangen, mit keiner anderen mir bekannten Frau wäre das möglich gewesen: autofrei, fernseherfrei, facebookfrei, naturnah, konsumfern, eher "bäuerlich" als urban, liebevoll, Kinder natürlich aufwachsen lassen, Wandertouren, Fahrradtouren, Paddeltouren, ... Somit bleibt mir nur, sie und ihre Kinder ein-, zweimal im Jahr zu treffen (der Große mag mich sehr, er ist inzwischen auf meiner einstigen Schule in Jena) oder ihnen Wander- und Urlaubstips für Regionen zu schicken, die sie neu entdecken und die ich kenne.
Lea hat geschrieben:
Übelst. Das sind Beispiele für die galoppierende moralische und soziale Degeneration.
Bei der 60-jährigen halte ich das ganze zumindest teilweise für ein Zeichen von Überforderung aus mehreren Gründen. Ein wenig kenne ich die Hintergründe.
Grauenvoll ists aber, wenn man in Jena im Damenviertel oder in Berlin Studenten-WGs erlebt, die reine Müllhalden sind und in denen auch die Insassen gerne mal psychotisch wirken. Hatte ich in Jena mehrfach, als ich notgedrungenermaßen im Monatstakt durch zufällig freie WG-Zimmer hoppte. Die psychotischsten von allen waren Psychologiestudentinnen. Die drehten schon bei meinem Anblick durch, dann brach der blanke Hass aus. Ich schaffe das wirklich nonverbal, wie auch immer. Anwesenheit reicht. Hatte später mal mit einem Notfallmediziner zu tun, der beruflich nunmal in viele Behausungen kommt. Er bestätigte die Zustände in Studenten-WGs - auch das mit den Psychologie-Studentinnen. Er ergänzte aber für den Ostthüringer Raum um Gera, in dem er Einsätze fährt, ganz allgemein: 1/3 der Menschen sind arm, 1/3 sind asozial. Arme müssen nicht asozial sein, asozial können auch voll berufstätige sein. Lehrerin mit Wohnung voll Müll - er habe sich angewöhnt, in solchen Wohnungen durch den Mund zu atmen, damit es ihm nicht übel wird.
Ich habe eine Studentin der Ernährungswissenschaften erlebt, der man innerhalb der Diplomarbeit an ihrem Institut "kündigte" - das muss man erstmal schaffen, wenn man schon bis dahin gekommen ist. Aber wenn man abends um 10 in der WG-Küche (Geschirr- und Besteckausstattung powered by Mensa...) mit nem Bier sitzt, plötzlich aufspringt und weinend rausrennt, weil man festgestellt hat, dass man morgen eine Prüfung hat, kann das nicht verwundern. Eine andere Frau - erwachsen, abgeschlossener Hochschulabschluss - wollte mir bei der Zimmerübergabe ihre GEZ-Rechnung dalassen. Damals war das aber personengebunden, also: bitte schön mitnehmen und selbst bezahlen. Im Flur einer WG lag auf dem Heizkörper Post. "Ja, die ist für jemanden, der vor paar Monaten ausgezogen ist". Ein Blick genügte: mehrere Briefe der Stadtwerke. Adressiert zwar an diesen ex-Insassen, bezogen aber auf diese Bude - Verbrauchsabrechnung Wasser, Mahnung, weitere Eskalationsstufe. Ein WG-Zimmer musste ich auf das Konto eines Großvaters des vor-vorherigen Insassen überweisen. In einer WG eines einstigen Arbeitskollegen kam einmal im Monat die Großmutter einer Insassin mit Immatrikulationshintergrund, um deren Zimmer sauberzumachen. In der WG eines ex-Mitschülers hockte eine psychotische Studentin hinter schwarzen zugezogenen Vorhängen und zockte ganztags World of Warcraft, während in der Küche der dritte Topf mit Nudeln anbrannte, weil sie sich nicht kümmern konnte.
Da stehste dann und staunst nur noch. Und das ist dann die akademische Elite, die auf dieses Land losgelassen wird.
Lea hat geschrieben:
Es besteht daher die evolutionäre Pflicht zur Übernahme der Verantwortung auch für die Gesellschaft, deren Fortbestand und prosperierende Entwicklung. Wer diese Verantwortung vorsätzlich nicht wahrnimmt stellt sich willentlich außerhalb der Gesellschaft in eine evolutionäre Sackgasse, und kommt somit einer für die Gesellschaft nicht mehr nutzbaren Ausscheidung gleich, ganz ähnlich wie der biologische Individualkörper die Exkremente von sich absondert.
Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass - auch angesichts näher kommender "Einschläge" seitens dieses Planeten - wenigstens ein ausreichend großer Teil der Menschheit sich seiner Verantwortung bewusst ist, bleibt oder wird und ein lebenswertes Überleben möglich sein wird. Geht natürlich nur, wenn wir nicht anfangen, weitere Kriege zu führen. Damit meine ich schon die Art von "Krieg", die die Leute täglich in ihren Smartphones als "News"feeds lesen. Das ist ja wirklich so, wenn man mal jemandem in der Straßenbahn über die Schulter aufs Handy schaut: Lügen, Hass und Hetze to go.
Neben einem Siechtum im Siff halte ich aber auch das vielleicht als Gegenteil verstandene glanzvolle Lifestyle-Leben, den nahezu grenzenlosen Konsum und die Entfremdung von diesem Planeten für ebenso schädlich.